Sonntag, 24. April 2016

Was kann ich denn überhaupt in der Stadt anbauen?


Bevor das Projekt "eigener Stadtgarten" starten kann, sollte man sich darüber klar werden, was man denn überhaupt anbauen kann.

Man sollte zunächst bedenken, dass sich das Gärtnern in der Stadt deutlich von Gartenarbeit auf dem Land oder der Vorstadt unterscheidet, denn oft sind Platz und die Verfügbarkeit von Erde nicht gegeben.
Außerdem liegen in der Stadt die Temperaturen im Durchschnitt höher als auf dem Land (im Durchschnitt 0,5°C). Dichte Bebauung und die Bodenversiegelung, die vor allem im Sommer zu hohen Temperaturen in der Stadt führt, begünstigen somit auch eine frühere Aussaat [1].
Darüber hinaus begünstigen bzw. benachteiligen diese Faktoren aber auch den Anbau der ein oder anderen Art. Grund genug, sich rechtzeitig zu überlegen, was man in der Stadt (respektive dem Stadtbalkon) sinnvollerweise anbaut.

Nachstehend eine grobe Einteilung, was sich für den Anbau in der Stadt empfiehlt bzw. was man lieber bleiben lässt:


  • Kräuter
Generell eignen sich Kräuter sehr gut für die Stadt. Sie sind meist pflegeleicht und robust. Im Einzelfall v.a. auf die Bewässerung achten (z.B. Rosmarin hat Probleme bei Überwässerung)
  • Rankgemüse
Rankgemüse (wie z.B. Bohnen) wachsen auf dem Balkon nur gut, wenn das Gefäß ausreichend groß ist. Außerdem werden hier Rankhilfen benötigt, die man gut befestigen sollte).
  • Wurzel- und Knollengemüse
Über Wurzel- und Knollengemüse liest man in Anleitungen für Stadtgärtner alle möglichen Empfehlungen. Unsere Erfahrungen zeigen, dass auf dem Balkon alles Wurzelgemüse tendenziell eher schlecht wächst. Wahrscheinlich liegt es am begrenzten Raum für die Wurzeln selbst. 
  • Fruchtgemüse
Fruchtgemüse (wie z.B. Tomaten) ist für die Stadt ideal geeignet. Hier kommt es maßgeblich auf die Standortwahl an, denn dieses Gemüse benötigt viel Sonne, sollte aber gleichzeitig für Regen geschützt werden. Ideale Bedingungen bietet da der überdachte Balkon.
  • Blattgemüse
Blattgemüse (z.B. Salat) eignen sich ebenfalls gut für die Stadt. Sonnige Standorte sind ideal, Regen und Wind machen ihm praktisch nichts aus und Schädlinge wie schnecken schaffen es nicht in den ersten Stock. 
  • Knopsengemüse
Knospengemüse (z.B. Artischocke) benötigt sehr große Gefäße, weil die Wurzeln bis zu 50cm tief in die Erde reichen. Obwohl einige Ratgeber zeigen, dass Knospengemüse "balkontauglich" ist, raten wir wegen dem zu großen Platzbedarf und schwieriger Handhabung (z.B. bei strikten Fremdbestäubern) für den Anfänger davon ab.
  • Obst
Apfelbäumchen oder Sträucher auf dem Balkon? Natürlich geht das, aber der Platzbedarf (v.a. bei Sträuchern) ist enorm. Bei Obstbäumen sollte jedem klar sein, dass sie nicht immer im ersten Jahr schon Früchte tragen. Anosnten sind sie recht pflegeleicht, müssen aber ggf. im ersten Winter ins Haus geholt werden.

Literaturverweis:

[1] Handbuch Bio-Balkongarten, Andrea Heistinger, ISBN 978-3-7066-2494-7

Dienstag, 12. April 2016

Taubenabwehr in der Stadt

Ein immer größer werdendes Problem für Stadtgärtner sind Tauben.

Sie sind nicht nur lästig, wenn sie sich z.B. selbst an den Früchten bedienen, sondern auch gefährlich, wenn sie ihren Kot und andere Mitbringsel hinterlassen. Diese beinhalten nicht selten Baktierien oder Würmer, die für den Menschen zur Gefahr werden können.
Selbst Pflanzen können diese Stoffe ggf aufnehmen und so über den Verzehr in den Körper gelangen.

Kurzum: für den Stadtgärtner können Tauben zu einem echten Problem werden.

Welche Möglichkeiten gibt es nun, sich zur Wehr zu setzen. Nachstehend eine kleine Zusammenfassung ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

1. Gift
Ist angeblich ziemlich effektiv, allerdings auch verboten, weil dies einen Verstoß gegen das Naturschutzgesetz darstellt und somit zu Geldstrafen führen kann.
Für eine dauerhaft taubenfreie Zeit müsste man allerdings recht viele Tauben vergiften, was relativ unrealistisch erscheint.

Typ. reaktiv
Preis: unbekannt
Fazit: schlechte Idee.

2. Strom:
Hier muss man unterscheiden zwischen zwei unterschiedlichen Stromstärken:
- die Abwehr durch niedrige Stromstärken führt zu unangenehmen Schlägen, die die Tiere vertreiben. Diese Schläge sind nicht tödlich. Die Montage solcher Anlagen ist mitunter recht aufwendig.
- die Abwehr durch höhere Stromstärken kann für das Tier durchaus tödlich enden. Auch das kann zu Geldstrafen führen (siehe oben), aber auch zu einem Tierkadaver im Garten oder auf der Terrasse, was ebenfalls äußerst unangenehm sein kann. In diesem Falle sollte man das Tier nur mit großer Vorsicht und mit geeignetem Material (Handschuhe, etc) anfassen. Niemals mit bloßen Finger anfassen und Kontakt unbedingt vermeiden!

Typ: reaktiv
Preis: ab ca. 550€
Fazit: Das Vertreiben von Tauben mit Stromschlägen eignet sich vor allem auf Dächern und Dachrinnen.

3. Farbbänder
Farbbänder ändern ihr reflektierendes Spektrum je nach Einstrahlungswinkel der Sonne. Die Montage ist meist recht unkompliziert und geht recht schnell. Nachts sind sie allerdings wirkungslos und auch bei bewölktem Himmel ist ihr Nutzen stark eingeschränkt. Bei Regen funktionieren sie ebenfalls nicht.
Diese Farbbänder können beispielsweise an Spielgeräten für Kinder (Schaukeln, Rutschen, etc) oder Fenster mit direkter Sonneneinsrahlung verwendet werden.

Typ: präventiv
Preis: ab 25€
Fazit: Taubenabwehr durch Farbbänder ist allenfalls eine Methode, die sich mit anderen kombinieren lässt. Nur das Anbringen von Farbbändern alleine erscheint wegen der zahlreichen Einschränkungen nutzlos.

4. Vogelattrappen
Vogelattrappen sind der Klassiker in der Taubenabwehr. Sie sind ohne spezielle Kenntnisse aufstellbar und relativ günstig. Da Tauben aber auch intelligente Tiere sind, durchschauen sie die Täuschung nach einiger Zeit.

Typ: präventiv
Preis: ab ca. 5€
Fazit:Hier hilft, sich mehrere verschiedene Atrrappen zuzulegen und diese dann ab und zu an anderen Orten aufzustellen oder die Attrappen durchwechseln.

5. Blitzlicht
Das Vertreiben von Tauben mit Blitzlich ist in der Stadt grundsätzlich machbar, so lange es Nachbarn nicht beeinträchtigt. Denkbar wäre hier also ein Einsatz auf dem Hausdach.
Bisher werden diese Geräte eher auf Obstplantagen oder im Umfeld von Anlagen mit vielen Gewächshäusern angewendet.
Sollte so ein gerät für die Verwendung in Betracht kommen, achten Sie unbedingt auf eine ausreichende Stromversorgung. Bei vielen Geräten ist die mitgelieferte Solarzelle zu klein und auf den Akku alleine sollte man sich nicht verlassen.

Typ: präventiv
Preis: ab ca. 30€

6. Wildtiergeräusche
Wildtiergeräusche, z.B. von Greifvögeln, vertreiben die Tauben ebenfalls zeimlich effektiv. Die notwendigen Lautsprecher sind meist für die Wandmontage konzipiert. Die Verwendung dieses Systems ist in dichtbesiedelten Bereichen allerdings fast zwangsläufig mit Beschwerden der Nachbarschaft verbunden.

Typ: präventiv
Preis: ab ca. 40€
Fazit: Diese Systeme sollten eher in der Obstplantage angewandt werden - in der Stadt besser nicht.

7. Abschuss
Für Abschuss von Tauben gilt das gleiche wie Gift - nur das beim Abschuss auch noch das Entfernen des Kadavers anfällt.

Typ: reaktiv
Preis: unbekannt
Fazit: schlechte Idee.

8. Taubenspikes
Taubenspikes sieht man häufig, z.B. in Dachstühlen oder Kirchtürmen. Die Wirkkungsweise ist offensichtlich und bedarf keiner näheren Erläuterung. Die Vorteile liegen auf der Hand: kein Strombedarf, witterunsgbeständig und immer einsetzbar. Falls nicht mehr benötigt, lassen sie sich einfach wieder abbauen.
Die Montage ist mitunter aber problematisch, v.a. wenn man Mieter ist oder in einem denkmalgeschütztem Haus lebt.
Auch wenn sich Kinder regelmäßig in der Nähe aufhalten, sollte man auf die Verwendung verzichten.

Typ: reaktiv
Preis: ca. 5€ pro Meter
Fazit: einfache Lösung (ggf. vorher mit dem Vermieter abstimmen)

9. Taubendraht
Auf Halterungen werden Drähte gespannt, die so dünn sind, dass die Tauben nicht darauf sitzen können. Die Montage ist aufwendiger als bei den Taubenspikes, aber dafür ungefährlich für Kinder. Bei Taubendrähten handelt es sich meist um eine permanente Installation.
Auf gekrümmten, runden oder eckigen Vorsprüngen oder Sockeln ist die Montage aufwendig. In diesen Fällen sind Taubenspikes besser.

Typ: reaktiv
Preis: ca. 10€ pro Meter
Fazit: Montage etwas aufwendiger (ggf. vorher mit dem Vermieter abstimmen)

10. Ultraschall
Taubenabwehr durch Ultraschallwellen (vom Menschen nicht hörbar) vertreiben Tauben auch wirkungsvoll. Die Geräte benötigen meist einen Stromanschluss, sind sonst aber unkompliziert in der Montage.
Die Tauben kommen also gar nicht erst in die Nähe, sondern drehen frühzeitig ab.

Typ: präventiv
Preis: 30€
Fazit: gut und wirkungsvoll - benötigt eine Stromquelle

11. Taubennetze
Taubenetze verhindern, dass die Vögel in einen bestimmten Raum fliegen können. Die Montage ist einfach. Beim Kauf ist unbedingt auf die UV- Beständigkeit zu achten.
Bitte keine Moskitonetze, etc verwenden, die sind nicht witterunsgbeständig und nicht reißfest.
Die Maschengröße hängt natürlich mit der Sichtbeeinträchtigung zusammen. Empfehlenswert ist eine Maschengröße von ca. 5cm.

Typ: präventiv
Preis: ca. 1,50€ pro Meter
Fazit: Montage etwas aufwendiger (ggf. vorher mit dem Vermieter abstimmen)


Grundsätzliche Vorgehensweise:

1. Tauben nie füttern.
2. Tauben vom Balkon immer verscheuchen (Konditionierung!).
3. Kein Essen auf dem Balkon lagern.
4. Tauben nie anfassen, v.a. nicht, wenn sie leblos am Boden liegen.
5. Bei toten Tauben das Veterinäramt/ Ordnungsamt verständigen.

... und dann kann mich sich seine eigene Abwehrstrategie basteln.

Viel Erfolg!