Dienstag, 1. März 2016

Urbanfarming in Berlin

Nachdem es ja immer wieder mal Nachrichten in den sozialen Medien über die urban farming Szene in Berlin gibt, sind wir jetzt einfach mal hingefahren und haben uns das Pionierfeld am ehemaligen Flughafen Tempelhof, die Prinzessinengärten und infarm angesehen. Da wir Anfang März da waren, gab es natürlich nach nicht so viel zu sehen, aber immerhin konnten wir uns einen Eindruck von der verwendeten Hardware, der Idee und der Organisation machen. Darüber könnt ihr im weiteren Verlauf auch lesen.

Das Pionierfeld Tempelhof

Das Pionierfeld am ehemaligen Flughafen Tempelhof ist in der Nähe vom Eingang Columbiadamm gelegen und befindet sich in der Nähe einer künstlerischen Minigolfanalage am nördlichen Ende des Flugfeldes. 

Letztlich sind dort nur einige Pflanzenkisten in verschiedenen Ausführungen zu sehen, von denen wir uns aber besonders für die gestapelten Kunststoffkisten interessiert haben, weil die einen recht praktischen Aufbau haben. Die unterste Kiste ist mit Papier ausgelegt, das das von oben herablaufende Wasser aufsaugt. Darüber ist eine Schicht Kompost und eine Schicht kleiner Äste und Reisig. Die Kompostschicht war ca. 20 cm dick und die Reisigschicht ca. 10cm. Erst darüber kam Erde, die die oberste Schicht bildet. Letztendlich war gut erkennbar, dass dieser Aufbau eine so gute Saugfähigkeit hat, dass er sich durchaus auch für den Gebrauch auf der eigenen Terrasse oder auf Pflastersteinen eignet. Nichtsdestotrotz erinnert die gesamte Anlage doch eher an einen Schrebergarten oder eine lose Ansammlung an einzlnen Kiste denn an ein wirklich durchdachtes urban farming Konzept. Der Sinn scheint wohl eher darin zu bestehen, auch Großstädtern die Möglichkeit zum Gärtnern zu geben, als wirklich effektiv ökologische Nahrungsmittel in der Nachbarschaft anzubauen.

Prinzessinengärten

Die Prinzessinengärten liegen gleich in der Nähe der Ubahnstation Moritzplatz im Stadtteil Kreuzberg.
Bei dem Projekt Prinzessinengärten fällt sofort auf, dass es hier vor allem an Platz mangelt. Auf engstem Raum wurde hier aber ein ausgefeiltes Bewässerungssystem inklusive Überlauftanks für mobile Kleingärten in Kunststoffkisten aufgebaut. Umgeben von Hochhäusern wurde hier eine Insel mitten in der Stadt geschaffen, auf der in den warmen Monaten verschiedenste Nahrungsmittel angebaut werden. Besonders aufgefallen ist uns hier, dass erstaunlich viel Ausrüstung, wie Wassertonnen, Pflanzkisten, etc einfach herumstehen, weil auf den wenigen Platz einfach nicht alles passt. Die Anlage wirkt auf den ersten Blick etwas hippiesk, entpuppt sich aber auf den zweiten Blick als ausgefeiltes und platzsparendes Konzept. Für Interessierte empfiehlt sich ein Besuch vor allem in den Sommermonaten.

infarm

Infarm taucht immer wieder mit interessanten Beiträgen auf facebook auf. Wir haben also versucht, die Leute aufzusuchen, die sich dahinter verbergen. Nach etwas Recherche haben wir die Adresse gefunden und vor Ort festgestellt, dass es sich um keinen Verein, sondern um ein Start-Up handelt. Mit den Leuten vor Ort konnten wir leider nicht sprechen, aber uns durch das Fenster einen ersten Eindruck verschaffen. Hier wird hochprofessionell an neuen Möglichkeiten im Rahmen von indoor und vertical farming geforscht. Selbst ein eigenes Forschungslabor ist vorhanden. Automatische Bewässerungsanlagen und moderne Pflanzenlampen runden das Bild ab. 
Wie auf dem Bild erkennbar wird, ist die Idee, eine vertikale Wand, an die ein Gitter montiert ist, möglichst platzeffizient auszunutzen. Dabei wird überschüssige Wasser aus den oberen Gefäßen durch die unteren ab und verringert so den Wasserverbrauch insgesamt. Wer sich für einen Besuch vor Ort interessiert, sollte möglichst unter der Woche anrufen.

Letztendlich waren wir erstaunt, in einer Stadt so viele verschiedene Konzepte (vom öffentlichen Garten bis zum Forschungslabor) vorzufinden. Wir sind anschließend mit dem guten Gefühl nach Hause gefahren, dass urban farming wahrscheinlich noch eine ganz große Sache wird.